Handchirurgie
Bei der Dupuytren Kontraktur handelt es sich um eine Erkrankung der Hohlhand und der Finger mit gutartiger Neubildung von Knoten und Strängen, die zu einer Beugekontraktur der Fingergelenke führen kann. Alle Variationen können auftreten, von einzelner Knotenbildung in der Hohlhand bis zur weitgehenden Einkrümmung mehrerer Finger. Auch einzelne Finger können isoliert betroffen sein.
Die Behandlung richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung, d.h., wie weit die Fingerbeugung und damit die Behinderung fortgeschritten ist, nach der Progression, d.h., wie schnell die Beugekontraktur sich in der letzten Zeit verschlimmert hat, und auch nach den individuellen Gegebenheiten und Vorstellungen der Patienten. Beispiel einer Grad 3 Kontraktur vor (oben) und nach Operation (unten) Die konservative Behandlung (ohne Operation) ist meist wenig erfolgreich, allenfalls lässt sich der Fortschritt der Erkrankung in frühen Stadien durch konsequentes Dehnen des betroffenen Fingers verlangsamen. Verlässliche Untersuchungen zu dieser Hypothese liegen allerdings nicht vor. Eine Operation ist erst indiziert, wenn eine nennenswerte Beugestellung in einem Finger aufgetreten ist. Üblich ist die weitgehende Entfernung des erkrankten Gewebes. Bei lange bestehenden Beugestellungen der Fingergelenke ist dies manchmal nicht mehr ausreichend, und das Gelenk muß zusätzlich gelöst werden. Bei starken Beugekontrakturen sind unter Umständen auch Hautverpflanzungen erforderlich. Falls eine regelhafte Operation nicht gewünscht wird oder nicht möglich ist, kann in Einzelfällen auch nur eine Strangdurchtrennung erfolgen. Auch hierfür gibt es verschiedene Vorgehensweisen.
Das Karpaltunnelsyndrom ist das häufigste sog. Engpaßsyndrom am Arm und verursacht eine Gefühlsminderung (‚Pelzigkeit’) der Hand handflächenseitig an Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger. Es müssen nicht alle Finger gleichzeitig betroffen sein. Auch brennende Schmerzen in der Hand können auftreten und bis in den Arm ausstrahlen. Die Beschwerden treten oft nachts oder in den Morgenstunden auf, oder auch bei spezifischen Beanspruchungen mit Überstreckung im Handgelenk (Fahrradfahren, Telefonieren).
Ursächlich für die Beschwerden ist eine Engstelle im Bereich der Handwurzel, wo der Nervus medianus (Mittelnerv) durch eine bindegewebig und knöchern begrenzte Engstelle (‚Carpaltunnel’) vom Unterarm in die Hohlhand läuft, zusammen mit 9 Beugesehnen und deren Gleitgewebe. Geringfügige Schwellungszustände des Sehnengleitgewebes oder andere Ursachen können zu einer zusätzlichen Einengung des Carpaltunnels führen und lösen durch Druck auf den Nerven die oben beschriebenen Symptome aus.
Häufig lässt sich durch konservative Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten und einer Ruhigstellung des Handgelenkes mittels einer Unterarm-Handgelenksschiene (v.a. wahrend der Nacht, sog. Nachtschiene) ein Rückgang der Symptome erzielen. Eine weit fortgeschrittene Nervenschädigung ist oft an der Muskelminderung der Daumenballenmuskulatur zu erkennen, im Bild sieht man eine Dellenbildung am Daumenballen der linken Hand. Dies ist das sichtbare Korrelat der Kraftminderung, die viele Patienten beklagen.
Falls dies nicht zu einer ausreichenden Beschwerdebesserung führt, kann der Mittelnerv durch eine kleine Operation entlastet werden. Das Operationsprinzip besteht darin, die feste bindegewebige Umhüllung von Nerv und Beugesehnen im Bereich des Carpaltunnels zu durchtrennen und dadurch den Nerven zu entlasten. Zur Diagnosesicherung und korrekten Beurteilung der Operationsindikation ist eine neurophysiologische Untersuchung durch einen Neurologen vor der Operation unerlässlich.
Die Entlastungsoperation des Nervus medianus kann offen oder endoskopisch erfolgen. Beide OP- Verfahren sind im Ergebnis vergleichbar und führen meist zur Beschwerdefreiheit. Bei der sog. offenen Operation wird über einen ca. 3 cm langen Hautschnitt im Bereich der handflächenseitigen Handwurzel der Nerv unter Sicht freigelegt, nach vollständiger Beseitigung aller einengenden Strukturen wird nur die Haut wieder verschlossen.
Beim endoskopischen Verfahren wird über einen ca. 2 cm langen queren Hautschnitt in der Handgelenksbeugefalte ein endoskopisches Messer unter das einengende Band in der Handwurzel eingeführt und das Band unter Sicht durchtrennt. Der Vorteil des endoskopischen Verfahrens ist eine etwas schnellere Wiederherstellung der Belastbarkeit.
Es eignen sich allerdings nicht alle Patienten für dieses Verfahren. Eine individuelle Entscheidung erfolgt in jedem Fall bei einem persönlichen Gespräch.
Die Aussichten auf eine völlige Rückbildung der Symptome sind umso besser, je weniger ausgeprägt die Nervenschädigung vor der Operation ist. Bei fortgeschrittener Nervenschädigung kann die Erholung des Nerven und damit die Rückkehr des Gefühlsempfindens über ein Jahr dauern oder auch unvollständig bleiben, aber auch dann ist meist eine deutliche Beserung der Beschwerden zu verzeichnen, sodaß auch bei bereits völligem Verlust der Sensibilität die Operation zu empfehlen ist.
Die Berufstätigkeit kann im allgemeinen nach 2-6 Wochen (große Spannbreite je nach Beanspruchung) wieder aufgenommen werden.
Die Rhizarthrose ist die häufigste Arthrose an der Hand und betrifft 70-90% der Bevölkerung. Es handelt sich um eine Arthrose des Daumensattelgelenkes, also zwischen dem Mittelhandknochen des Daumens und dem großen Vieleckbein (x im Röntgenbild unten). Meist ist das Gelenk geschwollen (Abb.) und schmerzt, wobei der Schmerz oft nicht genau auf das Gelenk lokalisierbar ist, die Beschwerden betreffen häufig den ganzen Daumen und strahlen oft auf den Unterarm aus.
Im Röntgenbild ist der Gelenkspalt (Pfeil) aufgehoben, der Mittelhandknochen hat sich bereits verschoben.
Solange Schmerzen nur bei besonderer Belastung auftreten und nach kurzer Erholungszeit wieder abklingen, sind eingreifende Maßnahmen nicht erforderlich. Konservative Behandlungsmethoden wir z.B. eine stützende Sattelgelenksorthese, entzündungshemmende Medikamente oder Umschläge können hier noch helfen. Auch Injektionen oder eine Röntgenreizbestrahlung können eine vorübergehende, jedoch keine dauerhafte Linderung verschaffen. Wenn die Schmerzen jedoch täglich auftreten und bei nahezu allen Tätigkeiten des täglichen Lebens eine Beeinträchtigung darstellen, ist eine Operation sinnvoll. Abhängig von Alter, Tätigkeitsanspruch und Erwartungshaltung sowie der Ausprägung der Arthrose am Sattelgelenk und an den Nachbargelenken kommen verschiedene OP Methoden zur Anwendung. Das am häufigsten angewandte OP Verfahren ist dabei die sogenannte Resektionsarthroplastik. Darunter versteht man die Entfernung des großen Vieleckbeines und die Auffüllung der dabei entstehenden Lücke mit Sehnengewebe aus der Umgebung. Die Zeichnung zeigt die OP Technik schematisch, im Röntgenbild erscheint der aufgefüllte Raum leer, da das Weichtelgewebe nicht röntgendicht ist.
Schemazeichnung der Resektionsarthroplastik: FCR: Flexor carpi radialis (Speichenseitige Handgelenksbeugesehe), APL: Abduktor pollicis longus (Lange Daumenabführsehne) und Röntgenbild.
Weil als Ersatz für den entfernten Handwurzel-knochen die sogenannte APL Sehne (lange Daumenabführsehne) verwendet wird, nennt sich die Operation auch APL-Plastik. Vorteil dieses Verfahrens ist das einfache Operationsprinzip, der Erhalt der vollen Beweglichkeit des Daumens und das weitgehende Fehlen von Komplikationsmöglichkeiten. Im Alltag besteht meist weitgehende Beschwerdefreiheit. Ein geringer Nachteil ist ein gewisser Kraftverlust, der sich beim festen Zupacken oder bei ständiger Notwendigkeit zum festen Griff z.B. bei beruflicher Tätigkeit bemerkbar macht.
Daher eignet sich das Verfahren nicht bei beruflich handwerklich oder anderweitig schwer arbeitenden Menschen. Bei dieser Patientengruppe empfiehlt sich eher die Arthrodese, also eine Versteifung des Sattelgelenkes. Dabei werden die beiden Knochen, zwischen denen die schmerzhafte Arthrose besteht, fest miteinander verbunden, sodaß sie sozusagen eine Einheit bilden. Dann verschwinden auch die Schmerzen. Der Vorteil des festen schmerzfreien Griffes geht zulasten einer gewissen Bewegungseinschränkung, die sich im Alltag jedoch kaum bemerkbar macht, und dem im Vergleich zur Resektionsarthroplastik zusätzlichen geringen Risiko, daß die knöcherne Verbindung zwischen den beiden Knochen nicht eintritt. Dies würde einen Revisionseingriff erfordern, es kommt aber selten dazu.
Die Abbildungen zeigen das Röntgenbild nach einer Arthrodese des Sattelgelenkes und veranschaulichen das funktionelle Resultat mit gutem Erhalt der Beweglichkeit des operierten Daumens, die für die Tätigkeiten des Alltages bei weitem ausreicht.
Weitere mögliche Operationsverfahren sind die Bandplastik bei früher Arthrose bei Patienten unter 40 Jahren, die jedoch selten angewendet wird. Der künstliche Gelenksersatz und die Implantation von Platzhaltern haben bislang aufgrund hoher Komplikationsraten keinen Eingang in die Routine der Handchirurgie gefunden und sollten vorwiegend der Anwendung innerhalb wissenschaftlicher Studien vorbehalten bleiben.
Welches OP Verfahren im Einzelfall das geeignetste ist, sollte im individuellen Gespräch erörtert werden.
folgt in Kürze…